Nachtkerze bleibt Nachtkerze

zu: „Schöpfungswerk in sieben Tagen“, Tagblatt vom 27. November 2002

Bravo, „Tagblatt“! Michael Breu griff ein Thema auf, das bei verantwortungsbewussten Eltern immer wieder Fragen aufwirft. Hinter der Diskussion um das Modell der Schöpfung und die Theorie der Evolution stehen ganz grosse Fragen: Wo kommen wir her? Wie gestalten wir die Gegenwart? Wo gehen wir hin?

Man muss sich die Situation vor Augen führen: Nachdem sich Sonntagschul- und Religionslehrerinnen bemüht hatten, den Kindern das Geschaffensein von Gott zu erklären, übernehmen es parallel dazu die Lehrkräfte, denselben Kindern zu veranschaulichen, dass das Leben aus einer Explosion heraus entstand, aus der es sich durch zufällige Mutationen und via Selektion des Schwächeren, nicht Anpassungsfähigen, im Laufe unvorstellbar langer Zeiten empor entwickelt hat, hin zur heute sichtbaren Komplexität. Dieses Ursprungsmodell wird weitergegeben, als wäre es bis ins Letzte bewiesen. Dennoch: Dass es Schulbehörden geben soll, die Lehrkräften das Erklären der Evolutionstheorie verbieten, darf nicht unbelegt behauptet werden. Im Tagblatt-Bericht fehlen aber Hinweise, mit denen sich diese Aussage überprüfen liesse.

Selbstverständlich muss die Evolutionstheorie erklärt werden. Sie ist nun mal die am weitesten verbreitete Ursprungstheorie! Doch sollte einzelnen Kindern die Gewissensfreiheit gelassen werden, an eine Erschaffung des Lebens und nicht an einen – pardon – Unfall zu glauben. Die Schöpfungsforschung macht übrigens Fortschritte. In Deutschland wurde das Buch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“, Scherer/Junker, Giessen, mit einem Schulbuchpreis ausgezeichnet, obwohl die meisten der dortigen Kultusministerien dieses Werk noch nicht offiziell anerkennen. Leider fällt der „Tagblatt“-Bericht nicht durch Faktengenauigkeit auf. Ich bin keineswegs Chefredaktor des ProGenesis-Infoblattes „Flash“, auch nicht Mitglied der Redaktion und – niemals habe ich eine Umfrage zum Thema „Schöpfung/Evolution“ in Auftrag gegeben. Immerhin: Ich habe das Umfrageergebnis im Magazin „factum“ kommentiert.

Übrigens: Die von Hanspeter Schumacher zitierte Nachtkerze zählt zu meinen liebsten Pflanzen. Noch heute staune ich, wenn sich die gelben Blüten aus komplex gefalteten Knäueln heraus im Zeitlupentempo entfalten. Dass diese Pflanzen sich im Äusseren veränderten, hat nichts mit Evolution zu tun. Diese rechnet mit Sprüngen über eine Art hinaus. Der Artensprung liess sich aber bis heute nicht beobachten. Das Magazin „factum“ thematisiert das Schöpfungsthema seit Jahren. Das Interesse daran wächst, weil unsere Fragen zum Leben, zum Sinn und zum verantwortlichen Umgang mit Umwelt und Mitmensch damit in Zusammenhang stehen.

Rolf Höneisen, CH-9214 Kradolf


« home » « aktuelles » « info » « bücher » « artikel » « anmeldung » « links »