Mit Gott gegen Darwin: Chance verpasst

Leserbrief auf den Artikel "Mit Gott gegen Darwin", erschienen in der Sonntagszeitung vom 27.10.2002

Sehr geehrte Frau Bleicher, sehr geehrter Herr Schulthess

So mutig es war, das Thema der wachsenden Evolutionskritik aufzugreifen, so schade finde ich es, dass Sie keine differenzierte Darstellung bringen wollten. Ich war selbst am ProGenesis-Abend aktiv beteiligt und unterstütze im Grundsatz das Anliegen des Vereins. Offenbar ist Ihnen entgangen, dass in den letzten Jahren zahlreiche Darwin-kritische Werke - auch im nicht-christlichen Bereich - geschrieben wurden: "Das Darwin-Komplott. Aufstieg und Fall eines pseudowissenschaftlichen Weltbildes", Reinhard Eichelbeck, ISBN 3-570-50002-0; "Darwins Irrtum", Hans-Joachim Zillmer, ISBN 3-7844-2709-X; "Evolution. Irrweg moderner Naturwissnschaft", Henning Kahle, ISBN 3-00-004631-3, u.a.m. Die englischen Titel führe ich gar nicht an.

Wenn Sie in der Spitzmarke texten: "Christliche Fundamentalisten wollen die Evolutionslehre aus Schweizer Schulbüchern verbannen" dann ist das ein Indiz, dass Sie das eigentliche Anliegen, das zu Beginn von Herrn Carigiet deutlich formuliert wurde, nicht verstehen wollten. Es geht vielmehr darum, die Evolutionstheorie wieder auf den Platz zu verweisen, der ihr innerhalb der Wissenschaftstheorien zukommt. Die Evolution - der Darwinismus im besonderen - ist bis heute unbewiesen, er ist in sich widersrpüchlich und teilweise unlogisch. Die Hauptschwäche ist beispielsweise, dass er die vielfältigen Kooperationen, die es unter den Lebewesen gibt, nicht sieht. "Zufallsmutation", "natürliche Selektion" und "Kampf ums Dasein" wiedersprechen jeglicher Zusammenarbeit. Diese Destruktivität jenseits jeglicher Verantwortung hat durchaus viel mit unserer Gesellschaft und der Erziehung unserer Kinder zu tun. Wahrscheinlich wurde Ihnen auch nicht gesagt, dass es auf dem deutschen Markt längst ein von Naturwissenschaftlern verfasstes evolutionskritisches Lehrbuch gibt: "Evolution - ein kritisches Lehrbuch", Junker/Scherer, ISBN 3-921046-10-6. Es erscheint bereits in der 5. Auflage. 40000 Exemplare wurden davon verkauft.

Die Naturwissenschaft stösst an Grenzen, wenn es darum geht, vergangene Prozesse zu rekonstruieren. Sie sind der unmittelbaren Untersuchung nicht zugänglich, weil sie nicht wiederholt werden können. Die Evolution als Ursprungserklärung des Lebens ist demnach ein Modell. Es versucht, die Entstehung und Entfaltung des Lebens ausschliesslich durch natürliche Prozesse verständlich zu machen. Das ist gut so. Denn auf der Modellebene ist es grundsätzlich möglich, alternative Modelle in Betracht zu ziehen und auf gleicher Augenhöhe zu diskutieren. Menschen, die an die Erschaffung des Lebens durch Gott glauben, möchten mit ihrem Modell zumindest angehört werden. Ist es so verwerflich, nicht an den intelligenten Urknall zu glauben? Ich möchte Sie an den leider verstorbenen ETH-Professor Walter Heitler erinnern. Er lehrte theoretische Physik. Das Studium der Formen in der Natur überzeugte ihn letztlich, dass es nicht die Evolution sein kann, welche z.B. die unterschiedlichen Blattformen hervorgebracht hat. Heitler war einer der ersten, der vom "intelligenten Design" sprach. Dazu gibt es neue Studien, die nachweisen, dass die Organismen voll sind mit "nicht reduzierbaren, komplexen Systemen" - kein einziges Element darf fehlen, sonst bricht die Funktion zusammen. Nur alle Teile zusammen, ergeben eine harmonische und effiziente Funktion.

In derselben Ausgabe berichtet Ihr Blatt über die faszinierende Fähigkeit des Schützenfischs. Er berechnet den Absturzort der von ihm heruntergeschossenen Beute. Wie soll die Evolution diese Fähigkeit entwickelt haben? Es gibt dafür in den Fossilien keine Zwischenformen als Belege. Der Ausweg über fast unendliche Zeiträume geht auch nicht auf. Der Schützenfisch wäre wohl schon im Anfangsstadium seiner "Entwicklung" verhungert.

In meinen Augen ist die Zeit reif, die ungelösten Fragen, welche die Evolutionstheorie durchlöchern zu benennen und der evolutionistischen Erklärung vom Ursprung des Lebens einen alternativen Entwurf entgegenzusetzen. Die "Sonntagszeitung" hat eine Chance vertan, ein hochinteressantes Thema aus den "heiligen Hallen der Wissenschaft" hinauszuholen und neu so zu diskutieren, dass auch die Frau und der Mann von der Strasse neu mitzudenken beginnen.

Sie haben die "Fundamentalisten-Keule" eindeutig zu früh und im falschen Bereich eingesetzt, schade.

Freundlich grüsst
Rolf Höneisen


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