Leserbrief zu "Wir Affen"

Ich beziehe mich auf Ihre Ausgabe des NZZ-Folio mit dem tendenziösen Titel „Wir Affen“. Die verschiedenen Beiträge über das Thema „Evolution des Menschen“ fallen mehr durch ihre tendenziöse Berichterstattung als durch wissenschaftliche Fakten auf. Die verschiedenen Autoren der Beiträge behandeln unsere angebliche Abstammung so, wie wenn es eine wissenschaftlich hieb- und stichfest erwiesene Tatsache wäre. Leider haben sie es unterlassen, neben Ihrer persönlichen Meinung auch einige Fakten zu präsentieren. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn jemand daran glaubt, dass er von Affen abstammt und diese zu seiner engeren Verwandtschaft zählt. Es ist aber unredlich, wenn derjenige, der daran glaubt, es unterlässt darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um seinen persönlichen Glauben handelt. Es gibt zwar viele Spekulationen darüber, aber keinen wissenschaftlichen Beweis. Und so lange das so ist, sollte eine seriöse Zeitung wie die NZZ in der Möglichkeitsform über solche Spekulationen berichten und nicht wie auf Seite 3: „So nah sind wir miteinander verwandt – und so entfernt“.

Auch der Artikel „Bruder Affe“ von Volker Sommer besticht nicht gerade durch seine wissenschaftlichen Fakten. Auf Seite 16 schreibt er, dass gemäss einem Forscher-team um Morris Goodman bestimmte Gensequenzen zu 99,4 % übereinstimmen. Leider erwähnt Herr Sommer nicht, was mit den anderen Gensequenzen ist, die nicht unter die Kategorie „bestimmte“ fallen. Es wäre redlich zu erwähnen, dass es sich dabei nur um einen kleinen Ausschnitt handelt. Interessant ist auch, dass andere Forscher zu anderen Ergebnissen kommen, z.B. nach Roy Britten sind es nur noch 95 %! (siehe dazu unsere Pressemitteilung Nr. 6 vom 18. Juli 2003).

Der Artikel „Adam und Amen“ ist es nicht wert, dass man näher darauf eingeht, denn er strotzt nur so von hämischen und spöttischen Bemerkungen über den Kreationismus. Es fällt nicht schwer daraus zu schliessen, dass Herr Andreas Dietrich kein Kreationist ist (behüte Gott auch den „säkularen“ Journalisten, wie er sich selber nennt). Es ist aber doch interessant, dass die Journalisten am Telefon sehr freundlich und „cool“ sind, nur schreiben sie in den meisten Fällen nicht das, worüber man gesprochen hat. So lässt er die Leser z.B. nicht wissen, dass er den Kreationisten-Kongress in Amerika, den er auf Spesen der NZZ besucht hat, als sehr professionell organisiert beurteilt. Anderseits berichtet er auf Seite 25 von „Flügelkämpfen in den eigenen Reihen“. Woher er diese Information wohl hat?

Der einzige einigermassen fundierte Bericht findet sich unter dem Titel „Die Buddelbrocks“. Nach über hundert Jahren intensivem Buddeln in den Gesteins-schichten ist es den Paläontologen noch immer nicht gelungen, einen Stammbaum des Menschen aufzustellen. Im Gegenteil, der postulierte Stammbaum entwickelt sich langsam aber sicher zu einem Stammbusch, bei dem die unteren Verästelungen systematisch fehlen. Der einzige wirklich wahre Satz steht auf Seite 46: „Die Menschwerdung war das Ergebnis einer unendlichen Verkettung von Zufällen, und die würde sich schon aus statistischen Gründen nicht wiederholen. Ausgeschlossen.“ Es stimmt, die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Leben auf der Erde zufällig entwickelt hat, ist dermassen klein, dass sie von vielen Wissenschaftlern als Unmöglich betrachtet wird. Wenn es schon ausgeschlossen ist, dass sich diese unendliche Verkettung von Zufällen wiederholen wird, weshalb soll es nicht genauso ausgeschlossen sein, dass dies in der Vergangenheit geschehen sein soll? Hört hier die ansonsten durchaus vorhandene Logik des Autors auf?

Es wäre sehr einfach, den Kreationismus zu widerlegen. Ein einziger hieb- und stichfester Beweis für die Evolution würde dazu genügen. Da es den aber nicht gibt, machen sich „Evolutionisten“ weiterhin lustig über den „Kreationismus“, statt mit knallharten Fakten zu argumentieren. Das ist auch eine Methode, hat aber mit seriösem Journalismus absolut nichts zu tun. Leider treibt auch die NZZ auf diesem trüben Fahrwasser der „Regenbogenpresse“. Ausserdem dürfen Sie nicht vergessen, dass gemäss einer repräsentativen Umfrage, die ProGenesis in Auftrag gegeben hat, nur gerade 33% der SchweizerInnen an die Evolution glauben! 43 % der SchweizerInnen glauben gemäss dieser Umfrage an die Schöpfung oder an eine von Gott gelenkte Evolution und 24 % haben dazu keine Meinung. Rein statistisch gesehen glaubt nur ein Drittel Ihrer Leserschaft an die von Ihnen unkritisch vertretene Evolutionslehre, fast die Hälfte Ihrer Leserschaft glaubt an die Schöpfung oder ist der Evolution gegenüber so kritisch eingestellt, dass sie ein Eingreifen Gottes postuliert. Aus diesem Grunde wäre es zu begrüssen, wenn Sie über dieses Thema künftig etwas zurückhaltender und vor allem etwas fairer berichten würden. Die Leserschaft dankt es Ihnen.

Mit freundlichen Grüssen
Gian Luca Carigiet

ProGenesis Pressemitteilung Nr. 6 - Menschen und Schimpansen


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