Wir Affen |
Zu NZZ Folio Nr. 8. http://www-x.nzz.ch/folio/curr/
Kommentar zu „Bruder Affe“ von Volker Sommer:
Sommer schreibt: „Der ach so kleine Unterschied von 0,6 Prozent muss es
in sich haben. Einerseits könnte es sein, dass selbst identische Gensequenzen
ganz verschiedene Regulationen auslösen. Andererseits wurden bisher nur
Gene untersucht, deren Funktion bekannt ist. Doch die Bauanleitung dafür,
dass Schimpansen sechsmal stärker sind als ich, steckt vielleicht in der
beträchtlichen «Müll-DNS», die noch kaum erforscht ist.“
Der ach so kleine Unterschied von nur 0,6 Prozent beläuft sich auf immerhin 18 Millionen Basenpaare (0,6 % von 3 Milliarden). Weiss vielleicht jemand, wie diese Makromutation vor 5,5 Millionen Jahren abgelaufen ist? Kennt jemand den Mechanismus, der 18 Millionen Basenpaare in wenigen Millionen Jahren so sinnvoll verändert, dass Menschen aus den Affen entstehen? Man kennt bisher nur wenige Mikromutationen (bei denen nur ein einziges Basenpaar wurde verändert), welche dem betreffenden Lebewesen einen Vorteil gebracht haben. Die 0,6 Prozent können zudem nicht alles sein. In den Genen, deren Funktion unbekannt ist und in der kaum erforschten „Müll-DNS“ werden noch wesentlich grössere Unterschiede stecken. Bruder Affe kann daher auf keinen Fall unser Bruder sein.
Zum Spottartikel „Adam und Amen“ von Andreas Dietrich ist nicht mehr zu sagen, als dass man immer dann Spott anwendet, wenn einem nichts besseres einfällt. Dietrich hat es leider versäumt, sich ernsthaft mit dem Kreationismus auseinander zu setzen, obwohl er die besten Voraussetzungen dazu hatte.
Zu Reiner Klingholz, Die Buddelbrooks:
Die erste Hälfte dieses Artikels habe ich mit grossem Vergnügen gelesen.
Dann aber kommt die übliche „just so story“, ein phantasievoll
erfundenes Geschichtlein: „Ein paar Zufälle, und schon schafft die
Evolution etwas Neues - in diesem Fall den aufrechten Gang. Ein paar tausend
Zufälle später, und die Zweibeiner nutzten ihre freien Hände
zum Fertigen von Faustkeilen. Weitere Millionen Zufälle, und sie erfanden
die obenliegende Nockenwelle und den Happy-Hippo-Snack.“ Noch nie, aber
auch noch nie hat man so etwas ähnliches beobachtet. Es existiert nur in
den Gehirnen. Schon zu Sommer habe ich geschrieben, dass es nicht nur ein paar
Zufälle zur Menschwerdung braucht, auch „weitere Millionen“
genügen nicht, es sind mindestens 18 Millionen koordinierte Mutationen
nötig. Eine Riesenmenge, wenn man bedenkt, dass seit Bestehen der Genforschung
höchstens eine Handvoll vorgezeigt werden kann, die dazu noch völlig
unzusammenhängend passiert sind. Und penibel, dass immer noch niemand experimentell
vorführen kann, wie Makroevolution möglich ist.
Hansruedi Stutz