Darwin oder Gott im Schulzimmer - Replik aus juristischer Sicht |
(Von Dr. iur. Dieter Aebi, Rechtsanwalt, Gossau
ZH, im August 2003)
Aus der Sicht eines Juristen gibt das VBG Institutsbulletin 1/03 April 2003
von Peter Rüst zu folgenden Bemerkungen Anlass:
1. Kopierte "Fehler" in der DNA-Sequenz
Erstens haben Wissenschafter im vorletzten Jahrhundert noch ganze Organe oder Organtei-le des Menschen als "Fehler" bzw. inaktiv oder nicht brauchbar bewertet, deren Funktion sich aber inzwischen doch nachweisen lässt (Mandeln, Blinddarm). Es ist auch für einen Nicht-Naturwissenschafter erkennbar, dass man in der DNA- und RNA-Forschung erst am Anfang steht. Heute bereits zu behaupten, gewisse Sequenzen der DNA hätten keine Funktion, sei-en gar ein Fehler, ist offensichtlich verfrüht und unhaltbar.
Zweitens: Selbst wenn die Funktion zerstörende Fehler in der DNA-Sequenz vorlägen, er-scheint es einem Juristen doch als sehr merkwürdig, wenn nicht gar pervers, ausgerechnet mit Fehlern in der "Software" die behauptete Höherentwicklung der Lebewesen beweisen zu wollen. (Die Tieferentwicklung oder Degeneration zufolge des Sündenfalls erscheint da doch ungleich logischer und erst noch mit den eigenen Beobachtungen übereinstimmend.)
Drittens wird ein kopierter "Fehler" in Gerichtsfällen (welchen?), wenn überhaupt, nicht als Beweis, sondern höchstens als Indiz (Hinweis) für das Kopieren gewertet. An welche Rechtsfälle Peter Rüst bei diesem fachübergreifenden Argument denkt, ist sodann nicht leicht erkennbar. Wahrscheinlich meint er eine Verletzung des Urheberrechts (Software-Raubkopien) oder des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb. In all diesen Fällen ist das Kopieren allerdings so offensichtlich, dass zu dessen Beweis nicht noch nach überein-stimmenden Fehlern gesucht werden muss. Peter Rüst verwechselt hier wohl den Gerichts- mit dem Schulalltag. Es gibt im übrigen für das vermeintlich Kopierte auch andere Erklärun-gen wie auch für sonstige Ähnlichkeiten unter Lebewesen: Das Leben spielt sich für alle in den gleichen Umwelt- bzw. unter den gleichen Systembedingungen ab. Einschneidende Er-eignisse in dieser Umwelt treffen wiederum alle; Peter Rüst verweist selber darauf, dass die "Fehler" wohl "von aussen" eingeführt wurden (Viren etc.).. Ähnliche "Programme" dürften ausserdem an den gleichen Stellen "fehler"-anfällig sein. Somit kann das Kopieren von "Feh-lern" auf unterschiedlichste Art gedeutet werden.
Viertens schliesslich wird der DNA-Kopiervorgang von niemandem, erst recht nicht von sog. Kurzzeitkreationisten in Frage gestellt, muss also nicht erst noch bewiesen werden, weshalb die ganze Argumentation von Peter Rüst hierzu irrelevant ist. Gerade dieser äusserst kom-plexe Vorgang ist aber ein deutliches Indiz dafür, dass er von Anfang an bestehen musste und sich nicht über längere Zeit entwickeln konnte (nicht reduzierbare Komplexität). Hätte er am Anfang nur unvollkommen bestanden, wäre keine zweite Generation entstanden.
Fazit: Kopiervorgänge in der DNA-Sequenz sind ein klares Indiz für eine vollkommene, von Anfang an funktionierende Schöpfung Gottes. Allfällige "Fehler" oder scheinbar funktionslose DNA-Sequenzen lassen nicht auf eine Höher-, sondern auf eine Tieferentwicklung (Degene-ration) schliessen, was aus christlich-biblischer Sicht auf den Sündenfall und den damit zu-sammenhängenden Fluch Gottes zurückzuführen ist und was auch mit den aktuellen Beo-bachtungen in der Natur übereinstimmt (Höherentwicklung ist nirgends zu beobachten, De-generation und Aussterben dagegen täglich überall).
2. Interpretation des Schöpfungsberichts als Schlussfolgerung
Als Jurist prüfe ich das Bulletin von Peter Rüst auch unter dem
Gesichtspunkt der Brauch-barkeit als Gutachten. Das tue ich hier deshalb, weil
im vorstehend abgehandelten Abschnitt über das Erbmaterial auf Gerichtsfälle
verwiesen wird, was einer Aufforderung an den Juris-ten gleichkommt, seinen
Kommentar dazu zu geben.
Die Gutachterfrage lautet (unpräzise): "Darwin oder Gott im Schulzimmer?
Die Antwort von Peter Rüst: Beides, "biblische Schöpfung und
Wissenschaft (gemeint ist wohl die Evolutions-lehre) harmonisieren".
Ein Gutachten ist brauchbar, wenn es die Grundlagen und die Schlussfolgerungen
für die zu gebende Antwort einfach, klar und logisch nachvollziehbar darlegt.
Das Bulletin versagt in dieser Hinsicht komplett.
Die Grundlagen zur Beantwortung der Frage Gott oder Darwin? werden mehr oder
weniger wirr, ohne klaren Aufbau ohne Übergänge, nur auf das naturwissenschaftliche
Arbeiten und dessen Umfeld bezogen und mit einigen Beispielen von evolutionstheoretischen
Interpretati-onen von angeblichen Fakten bereichert, wiedergegeben. Das ist
so nicht zu gebrauchen.
Aufgrund der Fragestellung wird erwartet, dass in einem solchen Bulletin die
biblische Sicht und die wissenschaftliche Sicht zunächst separat kurz vorgestellt
werden. Dann sollten Übereinstimmungen und Widersprüche oder vermeintliche
Widersprüche kurz und übersicht-lich als offene Fragen bzw. Problemfelder
dargestellt werden. Nichts dergleichen ist aus dem Bulletin erkennbar. In oder
vor der Schlussfolgerung sollten sodann die aufgezeigten Prob-leme zur Beantwortung
der gestellten Frage logisch nachvollziehbar aufgelöst werden. Kön-nen
sie nicht aufgelöst werden, muss die gestellte Frage unbeantwortet bleiben.
Peter Rüst gibt eine Antwort im Sinne der theistischen Evolution. Man dürfte
deshalb mei-nen, er hätte aufgezeigte Probleme, insbesondere vermeintliche
Widersprüche zwischen Kreation und Evolution oder zwischen Naturwissenschaft
und Theologie gelöst. Nachdem er diese Probleme allerdings noch nicht einmal
sauber erarbeitet hat, kann auch nicht erwartet werden, dass sie in der Schlussfolgerung
tatsächlich aufgelöst werden.
Noch schlimmer ist aber, dass Peter Rüst in der Schlussfolgerung noch nicht
einmal auf die mehr schlecht als recht erarbeiteten naturwissenschaftlichen
Grundlagen zurückgreift, son-dern sich einerseits von der historisch-kritischen
Theologie abzugrenzen versucht und ande-rerseits, völlig losgelöst
von der Naturwissenschaft, einfach ein eigenes theologisches Kon-zept vorstellt.
Was man auch immer von diesem Konzept halten mag, es hängt in der Luft
und steht jedenfalls nicht auf den erarbeiteten Grundlagen.
Das Bulletin ist deshalb von mangelhafter wissenschaftlicher Qualität (Note:
unbefriedigend) und wäre als Gutachten schlicht nicht zu gebrauchen.
3. Einzelne Bemerkungen zum Text
a) zu: Am Anfang stehen Weltanschauungen
Ohne den Geist Gottes die Bibel zu verstehen und auszulegen ist unmöglich. Wir reden hier deshalb nicht mit der Welt, sondern nur in der Gemeinde Christi. Es ist richtig, dass auch Christen die Bibel unterschiedlich auslegen. Trotzdem ist immer nur eine einzige Auslegung richtig. Der Heilige Geist widerspricht sich nicht selbst. Es kann also nur der sog. Lang-zeitkreationismus oder der sog. Kurzzeitkreationismus oder eine dritte, bisher noch nicht er-kannte Auslegung richtig sein.
Ein Prinzip für die richtige, vom Heiligen Geist gelehrte Auslegung der Bibel lautet: Alle Ehre gehört stets Gott allein! Jeder mag selber entscheiden, ob die Auslegung der sog. Lang-zeitkreationisten oder diejenige der sog. Kurzzeitkreationisten diesem Prinzip gerechter wird.
Christus wird uns dereinst nicht fragen, ob wir alles gemäss bestem Wissen und Gewissen ausgelegt hätten, sondern, ob wir alles nach bestem Vertrauen und Gewissen ausgelegt und die Ehre Gottes in der Auslegung gesucht hätten.
Ein grundlegendes Prinzip der Auslegung ist im übrigen, dass dort wo der Wortsinn eindeutig ist, keine Umdeutungen mit Hilfsauslegungsmitteln vorgenommen werden sollen. Die wörtli-che Auslegung (in der Bibel stets zusammen mit dem Auslegungsprinzip der Ehre Gottes) gilt solange, als sie nicht in sich oder aufgrund des Textzusammenhangs oder eindeutiger Umstände falsch sein muss. Erst wenn solches feststeht, greifen weitere Auslegungsmetho-den, wobei für die Bibel auch dann noch das Prinzip der Ehre Gottes gilt. Der sog. Lang-zeitkreationismus bzw. die theistische Evolutionslehre hat sich hier leider parallel zur histo-risch-kritischen Theologie oft gegen den klaren Wortsinn der Bibel gewendet und von vorn-herein naturalistische Argumente zur Auslegung beigezogen und so Gott die Ehre genommen.
Es ist weiter nicht richtig, dass die sog. Kurzzeitkreationisten glaubten,
die Wissenschaft und der biblische Schöpfungsbericht würden sich absolut
widersprechen. Der sog. Kurzzeitkrea-tionismus lässt sich wissenschaftlich
mindestens ebenso gut wie der sog. Langzeitkreatio-nismus bzw. die Evolutionslehre
begründen. Die Fakten sind ja stets die gleichen, nur die Interpretation
ist - der Weltanschauung und dem Gottvertrauen gemäss - unterschiedlich.
Dass diese Wissenschafter (vgl. z.B. das Buch: John F. Ashton (Hrsg): Die Akte
Genesis, Berneck 2001) in der Welt nicht gehört werden, kann einen Christen
nicht verwundern, son-dern ist für ihn im Gegenteil ein klares Indiz für
eine erhöhte Vertrauenswürdigkeit.
Dass der sog. Kurzzeitkreationismus nicht ein einfaches Glaubenssystem ist,
belegt die durchaus vorhandene, aber eben in der Welt nicht wahrgenommene wissenschaftliche
Aus-einandersetzung damit. Er basiert aber zugegebenermassen auf einem einfachen
biblischen Glauben; da dessen Vertreter diesen Glauben allerdings als Ausgangsbasis
der wissen-schaftlichen Interpretationen offen eingestehen, sind sie redlicher
als die Vertreter der Evolu-tionslehre, welche ihre (atheistische) Glaubensgrundlage
nicht offen legen wollen, ja sogar von Objektivität ausgehen. Zur Komplexität
und Einfachheit von Glaubensfragen gibt es im übrigen ebenfalls ein zu
beachtendes göttliches Prinzip: Das Heil gründet auf der Torheit des
Kreuzes, nicht auf der Weisheit der Griechen (Wissenschafter und Theologen,
1. Kor. 1,22). Was wäre das für ein Gott, welcher den Menschen das
Heil über ein komplexes Glaubens-system anbieten würde? Ein Gott der
Elite. Christus dankt dem Vater dafür, dass er das Heil den Unmündigen
geöffnet hat. Wer hier also anfängt, einfache Glaubensinhalte als
unbib-lisch zu verkünden, ist der List des Durcheinanderbringers unterlegen.
Dass weiter Gott unter Verwendung natürlicher Vorgänge erschaffen
könnte, ist einerseits ein Widerspruch in sich selbst, da entweder Gott
schafft oder natürliche Vorgänge ablaufen und widerspricht andererseits
Hebräer 11,3.
Der sog. Kurzzeitkreationist glaubt durchaus, dass die Wissenschaft ein Auftrag von Gott ist. Er glaubt aber auch, dass Erkenntnis bzw. Einsicht ohne Gott Sünde ist (1. Mose 3,6). Gott-lose Wissenschaft wird ihre Strafe nach sich ziehen. Gott gibt kräftige Irrtümer, wie z.B. die Evolutionslehre, die ohne Gott und gegen Gott entstanden ist.
b) zu: Fakten, Realität, Interpretationen und Glauben
aa) zu: Interpretation von Beobachtungsdaten
Es ist nicht zutreffend, dass richtige Interpretationen weitere Fakten geben.
Sondern es ent-steht ein theoretisches Gebäude, in der Wissenschaft oft
ein akademisches Luftschloss.
Es ist unbegreiflich, wie ein Christ fragen kann, ob Gott aus nichts oder aus
vorbestehendem Material geschaffen hat, wenn doch Hebräer 11,3 die klare
Antwort gibt. Wer vom Vorbeste-hen oder ewigen Bestehen der Materie ausgeht,
macht die Schöpfung zu Gott, ist ein Götzendiener.
bb) zu: Weltmodelle und Glaubenskriterien
Unter diesem Titel ist die Rede von "grössten Schnitzer", "kosmologischen
Standard", "postulierte", "drang nicht durch", "weil
ein Urknall die Gesamtheit der Beobachtungen auf einfachere Art erklärt"
(ist also das einfache System doch das bessere?), "kürzlich formulierte",
"andere Modelle spekulieren", "das vorläufig neueste Modell
fordert". - Wer mit gesundem Menschenverstand solche Spekulationen betrachtet,
kann ohne weiteres eines daraus erkennen: Man hat nichts erkannt. Weise Naturwissenschafter
geben denn auch zu, je mehr man erkenne, desto weniger erkenne man. Nicht umsonst
werden wohl in diesem Abschnitt nur Fragen gestellt und keine Antworten gegeben.
Es ist falsch, wenn behauptet wird, die biologische Evolution in Beziehung zum "Charakter" Gottes (was bitte ist das?) sei eine Interpretationsfrage von Fakten. Vielmehr ist die These der biologischen Evolution eine Basis-Glaubensfrage, die jeder Interpretation von Fakten vorausgeht. Daran ändert auch die despektierliche Umbezeichnung des Glaubens in "philo-sophische Spekulation" nichts. Wer glaubt, die Naturwissenschaft sei frei von Weltanschau-ung ist unredlich und betrügt sich selbst.
c) zu: Der Zeitrahmen der Schöpfung
aa) zu: Die Geschichte des Universums - das Modell des Urknalls
Dass die Lichtgeschwindigkeit begrenzt sei, ist eine Interpretation, kein Faktum.
Das Alter des Universums ist gerade in letzter Zeit um Milliarden von Jahren
vor- und zurückinterpre-tiert worden. Woher der Autor das "Wissen"
über das 300'000-ste Jahr nach dem Urknall und die damalige Temperatur
hat, wäre noch interessant zu erfahren. War er dabei? Immerhin kann die
extrem schnelle Inflation des Universums in den ersten Bruchteilssekunden gut
mit dem "Aushämmern" der Himmelswölbung gemäss Schöpfungsbericht
der Bibel (1. Mose 1,14, das hebräische Wort bedeutet dort eine nach allen
Seiten ausgeweitete Fläche oder Wölbung!) in Übereinstimmung
gebracht werden. Diese Inflation besagt allerdings noch überhaupt nichts
über die Erschaffung der Energie und Materie. Dieses Problem wird auch
durch die Urknall-Theorie nicht gelöst.
bb) zu: Die Geschichte der Erde und des Lebens - durch Radioisotopen datiert.
Wenn Gott aus dem Nichts schafft (Hebr. 11,3), dann darf man annehmen, dass er alles "er-wachsen" schafft (womit die Frage nach dem Huhn oder Ei beantwortet wäre). Dies ist eine reine Glaubensfrage. Niemand war ganz am Anfang dabei. Jedenfalls aber wurde Adam nach der Bibel "erwachsen" geschaffen, denn Gott sprach ihn sofort an und gab ihm einen umfassenden Auftrag. Die Interpretation des Erdzeitalters aufgrund des Zerfalls von Atom-kernen lässt diese biblische Sicht völlig aus dem Spiel und ersetzt sie durch eine eigene An-nahme. Dass bisher kein Kohlevorkommen entdeckt wurde, welches kein C-14 mehr enthielt, lässt aufgrund der Zerfallsgeschwindigkeit auf ein Erdzeitalter von nicht mehr als 50'000 Jah-ren schliessen.
d) zu: Lebensentstehung und biologische Evolution
aa) zu: Minimale Dateninterpretation - minimales weltanschauliches Vorurteil
Die Interpretation von Beobachtungsdaten beginnt nicht mit "Schlüssen"
(Schlussfolgerun-gen stehen nicht am Beginn), sondern mit Glaubenssätzen,
Theorien, Basissätzen, Thesen, Weltanschauungen (vgl. Karl Popper, Logik
der Forschung).
Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist man bezüglich Entstehung des ersten
Lebens tatsäch-lich völlig auf Spekulation angewiesen. Wo unser Wissen
nicht hinreicht, da hilft nur der Glaube. Der Glaube reicht bis in den Himmel,
er reicht zurück zum Anfang und in die Zukunft zum Ende und zur Neuschöpfung
(2. Petr. 3,13). Der gläubige Christ steht auf festem Boden: Hebräer
11,3. Auf welchem Glaubensboden aber steht der Evolutionist?
bb) zu: Schlüsselbeobachtungen - Fossilien und Molekularbiologie
Es ist aus beweistheoretischer Sicht falsch, dass von den Fossilien direkte Hinweise auf ge-schichtliche Ereignisse entnommen werden könnten. Indizien sind Tatsachen, von denen auf das Bestehen oder Nichtbestehen von Tatsachen geschlossen werden kann. Eine Unter-scheidung in direkte oder indirekte Indizien gibt es deshalb nicht. Wer von direkten Hinwei-sen spricht, will damit eine Assoziation zum direkten Beweis (im Gegensatz zum indirekten, eben dem Indiz) schaffen, was verfänglich ist. Direkte Hinweise sind ein beweistheoretisch unmögliches Konstrukt.
Was dann unter diesem Abschnitt folgt, ist ein Gemisch von Interpretationen
ohne Fakten.
Der Schöpfer will tatsächlich all diejenigen aufs Glatteis führen,
die ihm nicht glauben, die sich auf ihre eigene Weisheit und ihr Wissen stützen
und deren Herz verfinstert ist (Röm. 1,18ff.; Jes. 47,10ff.).
Zum Erbmaterial vgl. vorstehend Ziff. 1.
e) zu: Biblische Schöpfung und Wissenschaft harmonisieren
aa) zu: Offenbarung, Geschichte und Sprache
Christen verstehen die biblischen Texte nicht als "ein Ausdruck göttlicher
Offenbarung". In solchen Sätzen schwingt die historisch-kritische
Theologie mit. Christen glauben an die gan-ze Bibel (und nicht an einzelne Texte)
als das Wort Gottes und nicht bloss ein(er von vie-len?) Ausdruck göttlicher
(Art von?) Offenbarung. Die Bibel ist von Menschen geschrieben, welche vom Heiligen
Geist inspiriert wurden. Das Wort Gottes ist tot, wenn nicht der Heilige Geist
es in uns lebendig macht. Wir verstehen nichts, wenn nicht der Heilige Geist
unseren Verstand erleuchtet.
Es ist richtig, dass die biblischen Verfasser keine Marionetten waren (Gott gebraucht keine Medien). Es ist aber notwendig, dass das von Gott eingegebene und autorisierte Wort wider-spruchsfrei ist, denn Gott kann sich nicht widersprechen, sonst wäre er nicht ewig.
Gott hat sich in der Schöpfung so mächtig manifestiert, dass der Mensch ihn anerkennen müsste (nicht gezwungen; Röm. 1,20). Wer es trotzdem nicht tut, ist ohne Entschuldigung, widersteht Gott und weckt seinen Zorn (Röm. 1,18ff.).
Die Abgrenzung zur historisch-kritischen Theologie ist zwar erfreulich. Doch
auf eigenem Gebiet wird genau dasselbe auch praktiziert: Interpretation der
Schöpfung auf menschlicher (anthropozentrischer) Basis. Die Früchte
der Evolution sind mindestens so schlimm wie die der historisch-kritischen Theologie:
Die Evolutionslehre ist ein Türschliesser für das Evange-lium und
sie hat unfassbare Kriege und Verfolgungen insbesondere gegen Israel hervorge-bracht.
Diese Früchte sollten einen Christen auf- und abschrecken.
Der letzte Absatz dieses Abschnitts fängt recht gut an und endet im Desaster:
Unter Gottes Vorsehung sollen "mindestens gravierende Fehler" in der
Bibel auszuschliessen sein. - Ein Gott der kleinen Fehler also? Welche Gotteslästerung
steckt hinter diesen Zeilen!
bb) zu: Der Schöpfungsbericht und seine Interpretation
"Unvoreingenommene Leser" gibt es nicht! Christen sind (hoffentlich)
vom Geist Gottes vor-eingenommene Leser der Bibel! Wer die Bibel ohne diese
Voreingenommenheit liest, kann sie nicht verstehen.
Wieder ist die Abgrenzung zur historisch-kritischen Theologie zwar erfreulich.
Der eigene Balken wird aber erneut nicht erkannt, ebenso wenig, dass man sich
nur verbal, nicht aber vom Geist dieser Theologie abgrenzt, denn die Grundlage
beider Interpretationen ist diesel-be: die "vermeintlich «feststehenden
wissenschaftlichen Resultate»", nicht etwa der Theolo-gie, sondern
der Evolutionslehre! Nur deshalb sind die biblischen Texte überhaupt erst
my-thologisiert worden. Das Problem gab es zwar vorher schon vereinzelt. Erst
die vermeintli-chen Erkenntnisse der Naturwissenschafter, Historiker und Archäologen
haben aber in den letzten zwei Jahrhunderten eine umfassende Neuausrichtung
der evangelischen Theologie bewirkt. Sie ist u.a. eine Frucht der Evolutionslehre
und bekennt sich wie diese zu einer gott-losen Wissenschaft.
Was dann als theologisches Konzept der theistischen Evolutionslehre aufgetischt
wird, ist eine Beleidigung nicht nur des Glaubens, sondern auch jeder Vernunft.
Selten habe ich auf einer Seite so viel Abstruses gelesen. Von Sonnenlicht,
von einer Staub- und Dampfschicht einer erkaltenden Erde steht zum 1. Schöpfungstag
in der Bibel nichts. Von Sichtbarwerden von Gestirnen am 4. Schöpfungstag
steht auch nichts (da ja damals nach diesem Konzept und auch der Bibel noch
kein Leben mit Augen auf der Erde war, macht diese Interpretation auch keinen
Sinn), dass ... - jedes weitere Wort dazu ist verlorene Mühe. Nur eins
noch: Mit diesem Unsinn wird der biblische Text nicht ernst genommen, sondern
verhöhnt.