Antibiotika-Resistenz kein Beweis für Evolution

Vertreter der Evolutionstheorie behaupten oft, dass die Entwicklung von bakterieller Resistenz gegen Antibiotika ein Beweis für Evolution sei. Doch die molekulare Analyse der genetischen Ereignisse, welche zur bakteriellen Resistenz führen können, widerlegt diese weit verbreitete Ansicht. Viele Bakterien erwerben die Resistenz gegen Antibiotika durch Aufnahme von Genen, von Plasmiden (kurze DNS) oder Translokation (Positionswechsel), also durch horizontalen Gen-Transfer. Doch horizontaler Gen-Transfer ist nicht für die Entstehung von Resistenz-Genen verantwortlich, er verursacht nur deren Ausbreitung unter den Bakterien. Es gibt Mutationen, die Antibiotika-Resistenz innerhalb der bakteriellen Welt erzeugen, aber solche Mutationen widersprechen den Voraussagen der Evolutionstheorie. Denn sie reduzieren oder eliminieren durchwegs die Funktionen von Transportproteinen, Protein-Bindungsfähigkeiten, Enzymaktivitäten oder regulierenden Steuersystemen. Solche Mutationen können als "vorteilhaft" betrachtet werden, denn sie verbessern die Überlebensfähigkeit von Bakterien in der Anwesenheit von Antibiotika. Aber sie enthalten Mutations-Prozesse, die zu keinem genetischen Mechanismus für "gemeinsame Abstammung mit Modifikationen" führen. Ausserdem ist bei solchen Mutationen für die "relative fitness" oft ein Preis zu bezahlen. Wenn die Mutationen rückgängig verlaufen, können die Verluste bei gewissen Bakterien grösstenteils oder vollständig zurück gewonnen werden. Durch den Verlust von vorher existierenden zellulären Systemen oder Funktionen muss jedoch ein echter biologischer Preis bezahlt werden. Die Verluste von zellulären Aktivitäten können nicht legitim als genetische Beweise für Evolution bezeichnet werden.

Horizontaler Gentransfer ist eine Übertragung von bereits in der bakteriellen Welt vorhandenen Genen. Es entstehen dabei keine neuartigen Informationen, nur eine Verdoppelung von bereits bestehenden. Es handelt sich um Mikroevolution, kann jedoch nicht als Beispiel für Makroevolution bezeichnet werden. Es findet keine Zunahme von intelligenter Information im Genom statt, wie das bei Makroevolution sein müsste. Mikroevolution läuft gleichsam auf einer horizontalen Ebene statt, es sind quantitative Veränderungen vorhandener Organe, Strukturen oder Baupläne. Makroevolution verläuft "vertikal" durch die Entstehung neuer, bisher nicht vorhandener Organe, Strukturen und Bauplantypen; dazu ensteht qualitativ neues genetisches Material (d.h. Zunahme von intelligenter Information im Genom). Makroevolution ist im Gegensatz zu Mikroevolution noch nie beobachtet worden.

Untersucht man die Mutationen, die zu Antibiotika-Resistenz führten, so zeigt sich, dass dabei ein Verlust von biologischen Systemen geschieht, zum Beispiel in der Zellteilung. Man beobachtet den Verlust oder die Abschwächung von zellulären Funktionen oder Aktivitäten, z.B. den Verlust der Affinität zu einem Antibiotikum, oder des Antibiotischen Transportsystems; ein Reguliersystem oder eine Enzym-Aktivität wurde reduziert oder beseitigt. Im Einzelnen werden folgende Mutationen aufgezählt, die bei den angeführten Antibiotika zu Antibiotika-Resistenz führten:

Actinonin Verlust einer Enzym-Aktivität
Ampicillin Alarmreaktion, welche die Zellteilung stoppt
Acithromycin Verluste eines Regulatorproteins
Cloramphenicol reduzierte Bildung eines Purins oder Regulator-Proteins
Ciprofloxacin Verlust eines Purins oder Regulator-Proteins
Erythromycin red. Affinität zu einer RNA oder Verlust eines Regulator-Proteins
Fluoroquinolon Verlust der Affinität zu zu Gyrase
Imioenem Reduktion der Bildung eines Purins
Kanamycin reduzierte Bildung eines Transport-Proteins
Nalidixic Acid Verlust oder Stilllegung eines Regulator-Proteins
Rifampin Verlust der Affinität zur RNA Polymerase
Streptomycin reduzierte Affinität zu RNA oder Reduktion der Transport-Aktivität
Tetracyclin reduzierte Bildung eines Purins oder Regulator-Proteins
Zittermicin A Verlust einer Kraft im Energie-Austausch

Die oben angegebenen Mutationen bringen keine neuen zelluläre Systeme und Aktivitäten hervor. Für die Bakterien sind sie zwar vorteilhaft wenn Antibiotika vorhanden sind. Dieser Vorteil geht aber auf Kosten einer vorgängig vorhandenen Funktion. Solche Mutationen reduzieren die ursprünglich vorhandene Komplexität auf eine einfachere Ebene. Das ist das Gegenteil von Evolution im herkömmlichen Sinn.

Obwohl Mutationen potentiell in der Lage wären, neue vorteilhafte Informationen zu generieren, konnte dies noch nie beobachtet werden. Keines der Beispiele von bekannten Mutationen, die Antibiotika-Resistenz hervorbringen, ist in de Lage, die genetischen Anforderungen, die Evolution ermöglichen, zu erfüllen. Die Bildung einer Antibiotika Resistenz bei Bakterien ist demzufolge zwar ein gutes Beispiel für Mikroevolution, erfüllt hingegen keineswegs die Kriterien für Makroevolution. Man kann sie daher nicht als Beweis für Evolution im Sinne einer Höherentwicklung bezeichnen.

Hansruedi Stutz, ProGenesis, 1. März 2006


Referenzen:
- Kevin L. Anderson, Is Bacteriel Resistance to Antibiotics an Appropriate Example of Evolutionary Change? CRSQ Vol. 41, März 2005, Seiten 318-326.
- Junker und Scherer, Evolution, ein kritisches Lehrbuch, Weyel, 1998, Seite 108.




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