Darwin oder Gott im Schulzimmer?

Bezieht sie auf VBG-Institutsbulletin 1/03 April 2003

Die Mitarbeiter von ProGenesis hat das Bulletin 1/03 mit dem Beitrag von Peter Rüst doch etwas erstaunt. Erstens wurden wir von den Autoren gar nicht konsultiert, was man eigentlich erwarten dürfte, wenn eine christliche Institution über eine andere christliche Institution schreibt und zweitens empfinden wir den Stil des Bulletins als eigentlichen Angriff gegen unsere Position, die Sie als „Kurzzeitkreationismus“ bzeichnen, was einen unserer Vorstandsmitglieder zu folgender Aussage verleiten liess: „Achtung, die Christen greifen an!“ Im Weiteren werden wir im Bericht von Peter Rüst auf die gleiche Ebene mit Atheisten gestellt, denn nach ihm vertreten die Atheisten die eine extreme Sichtweise (ohne ein Eingreifen Gottes) und die so genannten Kurzzeitkreationisten die andere (in sechs Tagen zu je 24 Stunden). Es muss ja nicht speziell erwähnt werden, dass er nach seiner Meinung die einzig richtige Sichtweise vertritt.

Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der Evolutionslehre sowie dem „Langzeitkreationismus“ bzw. der theistischen Evolutionslehre (was eigentlich der korrektere Ausdruck für diese Lehre ist) haben wir mit unserem in diesem Frühjahr erschienen Buch „Das Schöpfungs-Modell“ bereits erarbeitet. Für eine detaillierte Kritik verweisen wir somit auf dieses Buch. Auf ein paar Punkte möchten wir aber trotzdem eingehen. Als Beilage erhalten Sie eine Auseinandersetzung mit der theistischen Evolutionslehre die ich geschrieben habe. Im Weiteren haben weitere Mitarbeiter angekündigt, Ihnen eine Stellungnahme zukommen zu lassen.

Bereits der Titel des Bulletins ist falsch oder irreführend, denn wir bezwecken ja nicht, die Evolutionslehre aus den Schulzimmern zu verbannen, sondern die Schöpfungslehre als gleichberechtigte Erklärung zuzulassen. Deshalb sollte der Titel heissen: Darwin und Gott im Schulzimmer? Ausserdem bin ich kein katholischer Christ, sondern ein „bibelgläubiger Mensch“. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass über uns ein allmächtiger Gott existiert, der die uns umgebende Wirklichkeit in einem uns unvorstellbaren Schöpfungsakt geschaffen hat. Im Weiteren ist auch die Bezeichnung „Kurzzeitkreationist“ irreführend, denn im ersten Vers der Bibel heisst es: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Bibel teilt uns nicht mit, wann dieser Anfang war, und deshalb können wir über das Alter des Universums sowie der Erde keine Aussagen machen. Das Sechstagewerk begann bekanntlich erst später.

Hingegen hat Peter Rüst mit der Aussage völlig Recht, dass sich der Schöpfungsglaube und die Evolutionslehre gegenseitig ausschliessen. Letztlich handelt es sich bei diesen beiden Konzepten um zwei sich völlig widersprechende Weltanschauungen, einer theistischen und einer atheistischen. Mit seinem aus unserer Sicht gescheiterten Harmonisierungsversuch zwischen einer atheistischen Weltanschauung und der Bibel tut er der Bibel ziemlich viel Gewalt an. Seine Interpretationen mögen zwar von grosser Phantasie zeugen, können aber nicht aus der Bibel begründet werden. Am deutlichsten kommt dies bei der „Menschwerdung“ von Adam zum Ausdruck: „Die Menschen wurden am 6. Tag nicht aus nichts erschaffen, sondern evolvierten als leib-seelische Wesen aus tierischen Vorfahren, während ihre geistliche Dimension neu erschaffen wurde“. Das ist einer der absurdesten Sätze, die ich zu diesem Thema je gelesen habe (das ist meine persönliche Meinung).

Urknall und „theistische“ Evolutionslehre

Eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt wird, ist die Frage, ob Gott nicht doch durch den Urknall und die Evolution geschaffen haben könnte. Damit verbunden ist auch die Frage nach dem Alter des Universums und der Erde. Im Folgenden habe ich meine Anworten auf diese Fragen zusammengestellt.

1. Urknall und Alter des Universums

Im ersten Vers der Bibel lesen wir folgendes: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“. In diesem Vers teilt uns Gott mit, dass es einen Anfang gab und dass Gott die Himmel (also das Universum und die Materie) und die Erde erschaffen hat. Es steht aber nirgends, wann dieser Anfang war und deshalb können wir darüber auch nichts aussagen. Dass Gott durch den Urknall erschaffen haben soll, geht nicht aus dem biblischen Bericht hervor und deshalb lehnen wir diese Interpretation ab wie wir auch die „theistische Evolutionslehre“ ablehnen die besagt, dass Gott den Evolutionsprozess gelenkt haben soll. Da in der Bibel keine Zeitangaben über den Anfang stehen, wissen wir nicht, wie alt das Universum und die Erde wirklich sind. Aufgrund der biblischen Chronologie können wir zwar zurückrechnen, aber nur bis auf die Zeit nach dem Sündenfall und diese Zeitdauer beträgt in etwa 6000 Jahre. Es gibt nun Leute, die daraus schliessen, dass die Erde und das Universum 6000 Jahre alt sein sollen, aber da das Universum und die Erde vor dem 7-Tage-Werk Gottes geschaffen wurde, müssen das Universum und die Erde älter als 6000 Jahre sein. Da die Zeitangaben für die Zeit vor dem Sündenfall aber fehlen, müssen wir uns damit abfinden, dass wir darüber nichts Verbindliches aussagen können.

Die Urknalltheorie ist weder bewiesen noch beweisbar und kann die Frage nach dem Entstehen des Universums nicht befriedigend erklären. Diese Theorie sagt aus, dass vor dem Urknall alle Energie an einem Punkt in einer hohen Dichte vorhanden war. Die unbeantwortete Frage ist aber, wie diese Energie an diesem Punkt entstanden sein soll. Energie entsteht nicht von selber, denn dies widerspricht dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik: Wärme, Elektrizität, Licht und Schall sind verschiedene Formen von Energie. Das Naturgesetz von der Erhaltung der Energie sagt aus, dass Energie nie verloren geht, sondern erhalten bleibt. Sie kann zwar von einer Form in eine andere umgewandelt werden, aber sie bleibt erhalten. Energie kann aber auch nicht neu entstehen oder sich vermehren. Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik besagt lediglich, dass sich die Energie im Universum ausgleicht und alles zuletzt die gleiche Temperatur annehmen wird (der so genannte Wärmetod). Da Energie nicht von selbst entstehen kann, muss sie zwingend geschaffen worden sein.


2. Theistische Evolutionslehre

Weshalb lehnen wir von ProGenesis die "theistische Evolutionslehre" ab? Ich habe die theistische Evolutionslehre in meinem Buch „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ eine "geistige Perversion" genannt, denn meiner Meinung nach kann man Gott nicht den "Allmächtigen" nennen und ihm im gleichen Atemzug die Schöpfung in sieben Tagen nicht zutrauen. Wenn Gott existiert und dieser Gott tatsächlich auch der allmächtige Gott ist, wie er in der Bibel beschrieben ist, dann war es dieser allmächtige Gott, der alles was ist ins Dasein gerufen hat. Ich habe Mühe zu einem "Lückenbüsser-Gott" zu beten, der nicht fähig sein soll, eine Schöpfung ohne eine langwierige Entwicklung "von der Amöbe bis zu Goethe" ins Dasein zu rufen. Es gibt unter anderen drei Gründe, weshalb ich die „theistische Evolutionslehre“ entschieden ablehne:

a) Die Evolutionslehre ist eine atheistische Weltanschauung

Die Motivation ihrer Vertreter ist, dem christlichen Glauben den Boden unter den Füssen wegzuziehen, indem die Schöpfung "creatio ex nihilo" negiert wird. Das ist den Vertretern der Evolutionstheorie leider bestens gelungen. Die Evolutionslehre ist ein Versuch, das Entstehen der uns umgebenden Wirklichkeit ohne Gott zu erklären.

b) Es gibt in der Bibel keinen einzigen Hinweis auf eine Entwicklung

Ich habe die Bibel bereits ein paar Mal gelesen und habe darin keinen einzigen Hinweis auf eine mögliche Entwicklung (Evolution) gefunden. Im Gegensatz dazu habe ich aber hunderte von klaren Statements für eine Schöpfung gefunden. Diese finden sich in allen Büchern des Alten wie auch des Neuen Testaments. Im Weiteren hat Jesus Christus die Schöpfung immer bestätigt und auch Gott selber gibt sehr klare Statements ab, wie z.B. in Hiob 38 - 41. Diese Verse sind für mich die klarste Demonstration des Schöpfer-Gottes und darin findet sich kein einziger Hinweis auf eine postulierte Entwicklung. Im Gegenteil, es gibt sogar eine eindeutige Ablehnung der Evolution in der Bibel, nämlich Hebr. 11,3: „Das Sichtbare ist nicht aus dem Erscheinenden (d.h. Dingen, die mit den Sinnen wahrgenommen werden können) geworden“. In der damaligen Zeit war die Evolution bereits bekannt, daher nimmt der Schreiber des Hebräerbriefes wahrscheinlich Bezug darauf.

c) Es gibt keine Hinweise für die postulierte Entwicklung (Evolution)

Die postulierte Höherentwicklung (Evolution) der Lebewesen von der "Amöbe bis zu Goethe" ist nicht dokumentiert. Die zu erwartenden Zwischenformen (Missing Links) fehlen im Fossilbericht der Erdschichten systematisch. Ausserdem erscheinen die verschiedenen Arten im Fossilbericht so, wie wenn sie erschaffen worden wären. Auch die postulierte Entwicklung des Menschen aus tierischen Vorfahren ist nicht dokumentiert, denn der "Stammbaum" des Menschen entwickelt sich zunehmend zu einem Stammbusch, bei dem die notwendigen Verästelungen systematisch fehlen. Im Weiteren widerspricht unsere Beobachtung der Evolutionstheorie, denn wir beobachten, dass das Weltall und das Leben nicht aus einem Urchaos entstanden sind und sie entwickeln sich nicht weiter zu einer höheren Ordnung, sondern im Anfang war eine höhere Ordnung welche im Laufe der Zeit durch das Wirken der Entropie (2. Hauptsatz der Thermodynamik) zu einem Chaos zerfällt! Wir beobachten überall Zerfall (Zunahme der Unordnung), aber nirgends eine Höherentwicklung (so sind z.B. viele Grundtypen ausgestorben, aber wir haben noch nie die Entstehung eines neuen Grundtyps beobachtet).

3. Zeit und Ewigkeit

Der Schöpfer, also der allmächtige und ewige Gott, existiert in höheren Dimensionen, die weder mit unseren fünf Sinnen noch mathematisch voll erfasst werden können. Gott ist nicht den uns bekannten vier Dimensionen unterworfen (den drei Dimensionen des Raumes und der einen der Zeit). Gott handelte bei der Schöpfung aus der Ewigkeit heraus. Da das Handeln Gottes aus der Ewigkeit heraus erfolgt, können die Auswirkungen dieses Handelns mit unseren Begriffen wie Zeit und Raum nicht beurteilt werden. Die Grundannahmen der Evolutionstheorie, dass in der Vergangenheit die gleichen Prozesse abgelaufen sind, wie wir sie heute noch wahrnehmen können, und dass die Zeit linear und “ewig” ist, müssen aus der Sicht der Schöpfung deshalb in Frage gestellt werden. Dieses Axiom der Evolutionstheorie ist ohnehin problematisch, denn wenn der Urknall tatsächlich stattgefunden hätte, müsste man genau festlegen, wann die Atome den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichten, bevor die Entropie (2. Hauptsatz der Thermodynamik) einsetzte. Die beobachtbare Tatsache der Entropie deutet darauf hin, dass alles dem Zerfall, also einer Abwärtsentwicklung, unterworfen ist und nicht einer Aufwärtsentwicklung. In der Schöpfungslehre ist dieser Befund hingegen zu erwarten, denn aufgrund ihrer Aussagen war die Materie von Anfang an hochorganisiert und unterliegt seither (wahrscheinlich seit dem Sündenfall) dem Zerfall.

Aus dieser Sicht heraus wäre die Dauer der Schöpfungstage nicht relevant, denn wir können das Handeln Gottes aus der Ewigkeit heraus ohnehin nicht verstehen. Da Gott in 1.Mose 1 aber ausdrücklich von sieben normalen Arbeitstagen spricht, gehen wir davon aus, dass es sich wirklich um sieben Tage im alltäglichen Sinne gehandelt hat. Die Schöpfungslehre widerspricht aber jeglichem Entwicklungsgedanken und postuliert das Gegenteil. Gemäss der Schöpfungslehre wurden das Universum und die Materie am Anfang von Gott vollkommen geschaffen und unterliegen seither dem Zerfall. Die beobachtbare Tatsache ist deshalb eine Abwärtsentwicklung und keine Aufwärtsentwicklung (das Entstehen von neuen Strukturen oder von neuen Grundtypen wurde noch nie beobachtet; die Degeneration von Strukturen sowie das Aussterben von Grundtypen hingegen bereits unzählige Male).

Das Universum ist nicht unendlich, sondern endlich. Man kann es sich am besten als einen unvorstellbar riesigen Ballon vorstellen, in dem ein Hochvakuum herrscht. Ausserdem muss das Universum relativ jung sein, denn sonst hätten sich viele Strukturen wie Galaxien und Galaxienhaufen längst aufgelöst (in der Urknalltheorie wird dafür die “schwarze Materie” postuliert, die aber noch nie beobachtet werden konnte).

Gian Luca Carigiet
ProGenesis, Zürich
24. Juli 2003


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